Vor 75 Jahren wurde die Europa – Union Deutschland im niedersächsischen Syke gegründet mit dem Ziel ein geeintes und föderatives Europa zu schaffen. Und es hat sich vieles getan. Aus den größten Trümmerbergen der deutschen und europäischen Geschichte hat sich ein aktives Staatengebilde entwickelt, in dem wir Deutsche nur noch von politischen Freunden umgeben sind. Millionenfache Beziehungen und Kontakte prägen unser Zusammenleben auf dem Kontinent.
Eigentlich sollte dies am Gründungsort Syke vor ein paar Wochen feierlich in Erinnerung gerufen werden, aber die Pandemie machte uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung - schade.
Andererseits ist zur gleichen Zeit ein ganz besonderer Wunsch der Befürworter der EU- Integration in Erfüllung gegangen. Die neue Bundesregierung will – so steht es jedenfalls im Koalitionsvertrag die Weiterentwicklung der EU zu einem föderalen europäischen Bundesstaat erreichen.
Dazu soll die ab Mai 2021 arbeitende „Konferenz zur Zukunft Europas“ genutzt werden. Unser Vorstandsmitglied Cornelia Händchen hat daran teilgenommen. Sie kam voller Elan und guter Ideen aus Strassburg zurück und will in ihrer Arbeits-gruppe dazu beitragen, dass ein verfassungsgebender Konvent einberufen wird, an dessen Ende dann eine gesamteuropäische Verfassung stehen soll. Die EU braucht wieder neuen Schwung, sie braucht Reformen, denn nur so kann unsere Zukunft und die der nachfolgenden Generationen in einer europäischen Gemeinschaft gesichert werden.
Auch die deutsche Europapolitik muss nach innen und außen eindeutiger und zielorientierter werden. Dieser Koalitionsvertrag ist daher eine Ermutigung für alle Europäer. Alle anstehender Aufgabenfelder z.B. Klima, Wirtschaft, Migration können nur gemeinschaftlich und europaweit gelöst werden. Besonders Deutschland muss wieder mehr Initiative und Verantwortung übernehmen.
Das europäische Räderwerk muss wieder in Bewegung gesetzt werden – aber in die richtige Richtung. Wir brauchen mehr Europa.
Ende 2020 hatte ich noch gehofft, dass Corona zurückgedrängt werden könne und wir wieder zu den normalen Kreisverbandsaktivitäten zurückkehren können. Doch stattdessen liegt ein nervenaufreibendes Jahr hinter uns. Ein Ähnliches steht uns vielleicht bevor. Ausdauer und Durchhaltevermögen werden die am meisten benötigten Tugenden sein. Ein bisschen Hoffnung und Optimismus können nicht schaden – warum sollen wir nicht auch das schaffen.
Rückblick auf die Arbeit im Kreisverband
Pandemiebedingt war das Informationsangebot über Europageschehnisse nur auf Sparflamme möglich. Wir führten zwei Gesprächsdialoge mit beschränkter Besucherzahl durch in der VHS.
Es ging dabei um die „Muslime in Europa“ und um die „Zukunftskonferenz Europa“ in Strassburg, an der unser Vorstandsmitglied Cornelia Händchen teilgenommen hatte. Das Format führt regelmäßig zu lebhaften Diskussionen mit den Referenten und unter den Besuchern. Einige geplante Bürgerdialoge mussten leider ausfallen.
Feierlich und mit spannenden Darstellungen verlief die Präsentation der Siegerarbeiten des Europäischen Wettbewerbs an den Hamelner Schulen. Die jungen Künstler und Autoren erklärten stolz ihre Werke und wurden dafür von der Europa Union mit Applaus und Anerkennung belohnt.
An der Landesversammlung der Europa Union Niedersachsen in Helmstedt nahmen fünf Hamelner Delegierte teil. Höhepunkte waren die Berichte von Zeitzeugen über das raffinierte Grenzregime am ehemaligen Grenzübergang Marienborn und über das unmenschliche Gefängnisleben in der DDR.
Landesvorsitzender ist Harm Adam aus Göttingen, einer seiner Stellvertreter im Landesvorstand ist unser Mitglied Cord W. Kiel . Er ist auch der Verfasser der Broschüre „Niedersachsen in Europa“ und der Niedersachsenseite in der Bundesbroschüre „Europa aktiv“.
Inhaltlicher Höhepunkt des Jahres war der Besuch von Prof. Dr. H.G. Pöttering im Oktober. Es begann mit einer Lesung aus seinem aktuellen Buch „Ein europäisches Gewissen“.
Der frühere Präsident des Europäischen Parlamentes erinnerte an einige Leuchttürme bei der Integration der EU und kommentierte rhetorisch brillant die Geschehnisse. Er konnte sich auch noch gut an frühere Auftritte in Hameln und viele aktive „Europäer“ von damals erinnern.
Die anschließende Jahreshauptversammlung begann mit einem Vortrag H.G. Pötterings zur Zukunft Europas, man kann ihm wunderbar zuhören.
Verdiente Mitglieder unseres Kreisverbandes erhielten aus der Hand unseres Gastes Europa Nadeln. Die Europa Union Nadel in Gold erhielten Rüdiger Zemlin und Cord Wilhelm Kiel, jeweils eine silberne Nadel wurde Michael Vietz, Wolfgang und Magarete Weber sowie Andrea Zemlin überreicht.
Allen gebührt der Dank unseres Kreisverbandes, denn sie haben über Jahrzehnte die Aktionen des Hamelner Verbandes unterstützt und sich für verbessertes Zusammen-leben in Europa eingesetzt.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes und gutes Jahr 2022
Reinhard Burdinski
Vorsitzender Europa Union Deutschland Kreisverband Hameln